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Interview mit Core22
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Core22 (früher Core) haben sich seit ihren Anfängen als Crossover-Kapelle kontinuierlich weiterentwickelt. Auf ihrem neuen Album «Massive Love» klingen sie wie eine moderne elektronische Popband irgendwo zwischen Garbage, Roxette und Depeche Mode. Sängerin Sonia Heller über älter werden, Gefühle, orientalische Elemente und Weiterentwicklung.

RP: Eurer viertes Studioalbum heisst «Massive Love». Was steckt genau hinter diesem Titel?

Sonia Heller: Ich habe gemerkt, dass man mit zunehmenden Alter (Sonia ist 35 Jahr alt) mehr Gefühle zulässt. Wenn man jung ist, ist man sorglos und macht sich über solche Sachen nicht soviel Gedanken. Man denkt nicht soviel darüber nach, wenn man jemanden verletzt. Heute wirken die Gefühle viel massiver auf mich. Das belastet mich aber nicht. Ich fühle mich freier deswegen. Ich weiss, was ich fühle, denke und will.

RP: Dann ist der Titel eine Art Sinnbild für die Bewusstwerdung über deine Gefühle?

SH: Ich denke, ich kenne mich immer besser. Ich habe aber noch eine lange Strecke vor mir. Meine Musik spielt eine grosse Rolle und hilft mir sehr. Ich schreibe auch nicht mehr die gleichen Songs wie mit 20. ich bin mehr involviert. Sie sind persönlicher. Ich verstecke mich nicht mehr.

RP: In einigen Songs (z.B. «Nothing», «Happy», oder «Believe») finden sich orientalische Elemente. Welchen Zwecken haben sie in eurer Musik?

SH: Schon unser erstes Album «Transformer» (1996) hatte orientalische Elemente. Damals war unsere Musik aber noch härter. Ich war rebellisch und hatte mehr Wut. Ich finde die Mischung zwischen orientalischen Elementen und westlicher Musik immer sehr interessant. Wir versuchen aber nicht nur schöne Klänge zu integrieren. Es soll einen Kontrast geben. Das orientalische Element gibt der Musik etwas Mystisches und macht sie offener.

RP: Einer der Songs heisst «Sorry». Was tut dir /euch leid?

SH: Dieses Lied ist nicht nur über mich. Manchmal merkt man nicht, dass man Menschen, die einem nahe stehen, verletzt. Genau weil sie einem nahe sind, sagen sie es dir oftmals nicht. Das Leben geht weiter und eines Tages kommen diese Dinge plötzlich hervor. Wenn sich viel aufstaut, kann das durchaus eine Freundschaft zerstören. Mit diesem Lied wollte ich alle Menschen, die ich unbewusst verletzt habe, um Entschuldigung bitten.

RP: Ihr habt euch kontinuierlich von einer Crossover zu einer elektronischen Popband gewandelt. Gibt es etwas, das dafür verantwortlich ist?

SH: Das hat viel mit dem Zusammentreffen mit Leuten zu tun. Im Studio trifft man Musiker, an Konzerten trifft man andere Musiker. All das beeinflusst einem. Wir reisen viel herum. Unser Remix-Album «Core vs. Bigg Bugg» (1999) ist zum Beispiel entstanden, als wir in Manchester auf das Produzenten-Team Eskimo & Egypt trafen. Dies hat auch unser neues Album beeinflusst.

RP: «Massiv Love» klingt sehr modern. Man könnte euch vorwerfen, dass ihr trendy sein wollt.

SH: Nein, dem ist nicht so. Jeder Mensch glaubt an das, was er macht. Natürlich ist es nett, wenn andere Leute auch Spass daran haben. Hauptsächlich soll es aber uns gefallen.

RP: Entstehen eure Songs immer noch gleich wie früher?

SH: Grundsätzlich schon. Die Songs entstehen aber um meinen Gesang herum. Ich spiel etwas auf dem Piano oder der Gitarrist begleitet mich auf der Gitarre. Oftmals weiss ich schon sehr früh in welche Richtung ein Song geht. Der Rhythmus meiner Stimme bestimmt den Song. Gitarre, Bass, Drums und Loops werden drum herum gebaut. Ich habe viel an meiner Stimme gearbeitet. Deswegen muss ich nicht mehr so kräftig singen. Ich habe eine innere Ruhe gefunden. Da kann der Hintergrund sehr wütend sein, meine Stimme bleibt immer gelassen. Ich fühle mich mehr in der Mitte.

RP: Wieso habt ihr eigentlich euren Namen auf Core22 geändert?

SH: Eine amerikanische Band, die schon länger als wir Core hiessen, hat geklagt. Wir haben uns in Core22 umgetauft, weil 22 für uns Glück bedeutet..

Interview: Robert Pally